Angst und Demenz

5. April 2025

Macht Angst dement?

Aktu­el­le wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se wei­sen dar­auf hin, dass anhal­ten­de Angst­zu­stän­de im frü­hen Lebens­ver­lauf das Risi­ko für kogni­ti­ve Erkran­kun­gen im Alter erhö­hen. Angst tritt auch häu­fig als Begleit­sym­ptom ver­schie­de­ner Demen­zar­ten auf und kann eine direk­te Ursa­che von Demenz sein.

Angst­stö­run­gen gehö­ren zu den welt­weit am häu­figs­ten auf­tre­ten­den psy­chi­schen Erkran­kun­gen. Mil­lio­nen von Men­schen lei­den unter anhal­ten­den Ängs­ten, doch nur weni­ge wer­den wirk­sam behan­delt. Vie­le Betrof­fe­ne lei­den unter erheb­li­chen  Kon­se­quen­zen und kogni­ti­ve Einschränkungen.

Wann wird Angst zur Angststörung?

Eine gene­ra­li­sier­te Angst­stö­rung äußert sich durch kon­stan­te, über­mä­ßi­ge Sor­gen, die oft nicht im Ver­hält­nis zur rea­len Situa­ti­on ste­hen. Im Gegen­satz zu kurz­fris­ti­gen Stress­re­ak­tio­nen und Ängs­ten bleibt die Angst dau­er­haft bestehen und beein­träch­tig das Leben erheblich.

Typi­sche Anzei­chen einer Angst­stö­rung sind:

  • Schlaf­stö­run­gen
  • Herz­klop­fen
  • Panik
  • Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen
  • Schwin­del

Unbe­han­delt kann chro­ni­sche Angst sowohl zu psy­chi­schen als auch kör­per­li­chen Erkran­kun­gen, wie Depres­sio­nen, Sucht­er­kran­kun­gen und erhöh­ter Infekt­an­fäl­lig­keit führen.

Demenz: Entstehung und Risikofaktoren

Demenz ist eine schwer­wie­gen­de kogni­ti­ve Erkran­kung, die das Gedächt­nis und das Den­ken, sowie geis­ti­ge Funk­tio­nen beein­träch­tigt. Neben der häu­figs­ten Form, Alz­hei­mer, gibt es wei­te­re Vari­an­ten wie vas­ku­lä­re Demenz, fron­to­tem­po­ra­le Demenz oder durch Alko­hol­miss­brauch aus­ge­lös­te Demenz.

Wie wirkt sich Angst auf das Gehirn aus?

Lang­fris­ti­ge Angst­be­las­tung kann struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen im Gehirn her­vor­ru­fen. Beson­ders betrof­fen sind Regio­nen, die für Gedächt­nis und Emo­tio­nen zustän­dig sind, wie der Hip­po­cam­pus und der prä­fron­ta­le Kor­tex. Durch den Ein­fluss von Stress­hor­mo­nen redu­ziert sich die Gehirn­sub­stanz. Eine umfas­sen­de wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chung im Jahr 2022, die knapp 30.000 Pro­ban­den ana­ly­sier­te, bestä­tig­te einen deut­li­chen Zusam­men­hang zwi­schen stark aus­ge­präg­ter Angst und der spä­te­ren Ent­wick­lung von Demenz. Die For­scher kamen zum Ergeb­nis, dass Men­schen mit anhal­ten­der Angst­stö­rung ein höhe­res Risi­ko haben in den fol­gen­den zehn Jah­ren kogni­ti­ve Erkran­kun­gen zu ent­wi­ckeln. Es wird davon aus­ge­gan­gen, dass lang­an­hal­ten­de Angst den Alte­rungs­pro­zess auf zel­lu­lä­rer Ebe­ne beschleu­nigt und somit das Demenz­ri­si­ko verstärkt.

Wie kann man sich schützen?

Fol­gen­de Maß­nah­men wir­ken sich posi­tiv auf die men­ta­le Gesund­heit aus:

  1. Neurofeedback und Biofeedback: Regu­lie­rung psycho- und neu­ro­phy­sio­lo­gi­scher belas­tungs­be­ding­ter Gehirnfunktionsstörungen
  2. Ver­bes­se­rung von Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten: Kof­fe­in und stark ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel wir­ken Angst ver­stär­kend, wäh­rend Nah­rungs­mit­tel wie grü­ner Tee oder magne­si­um­rei­che Spei­sen beru­hi­gend wirken.
  3. Atem­funk­ti­ons­trai­ning im Baroreflexrhythmus
  4. geeig­ne­te Sup­ple­men­tie­rung von Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel auf­grund ärzt­li­cher Verordnung
  5. gesun­de Bewe­gung: mode­ra­te Bewe­gung, wie Yoga, Pila­tes, Gehen, Wan­dern und Sport
  6. gesun­der Schlaf: schlaf­för­dern­de Maß­nah­men, Schlafhygiene
  7. aktive Regeneration mit­tels klas­si­scher Entspannungstechniken

Angst­stö­run­gen sind nicht nur eine psy­chi­sche Belas­tung, son­dern ein Risi­ko­fak­tor für Demenz-Erkran­kun­gen. Es ist daher rat­sam, früh­zei­tig pro­fes­sio­nel­le Unter­stüt­zung in Anspruch zu neh­men und gezielt Maß­nah­men zur Angst­be­wäl­ti­gung zu ergreifen.

Kann man Demenz vorbeugen oder behandeln?

Neurofeedback ist eine ver­hal­tens­me­di­zi­ni­sche Metho­de zur Behand­lung von Angst­stö­run­gen und Demenz. Unter­schied­li­che Neurofeedback-The­ra­pien regu­lie­ren ursäch­li­che neu­ro­na­le Fehlfunktionen:

  • Alpha-Asym­me­trie-Neurofeedback: Angst­stö­run­gen ste­hen häu­fig in Zusam­men­hang mit einerHypo­ak­ti­vie­rung des lin­ken prä­fron­ta­len Kor­tex, die zu einer ver­stärk­ten nega­ti­ven emo­tio­na­len Ver­ar­bei­tung führt. Das Alpha-Asym­me­trie Neurofeedback zielt dar­auf ab, das Ungleich­ge­wicht der Alpha-Akti­vi­tät zwi­schen den Gehirn­hälf­ten  Die­se neu­ro­na­le Regu­la­ti­on führt zu einer posi­ti­ve­ren Stim­mung und einer Ver­rin­ge­rung von Angst­sym­pto­men.
  • SCP-Training (Slow Cor­ti­cal Poten­ti­als Training): Das Neurofeedback derlang­sa­men kor­ti­ka­len Poten­tia­le regu­liert neu­ro­na­le Erre­gung und Hem­mung. Die Dys­re­gu­lie­rung der lang­sa­men kor­ti­ka­len Poten­tia­le führt zu psy­chi­schen Stö­run­gen und Angst­stö­run­gen. Betrof­fe­ne ler­nen, ihre neu­ro­na­le Akti­vi­tät zu kon­trol­lie­ren, um ihre emo­tio­na­len Reak­tio­nen zu regu­lie­ren und kogni­ti­ven Funk­tio­nen zu verbessern.
  • Biofeedback: Neben Neurofeedback wer­den auchBiofeedback-Metho­den zur Sym­pa­thi­kus­re­duk­ti­on, Akti­vie­rung des Para­sym­pa­thi­kus, Reduk­ti­on des Mus­kel­to­nus und Erhö­hung der Herz­ra­ten­va­ria­bi­li­tät eigesetzt. 

Die früh­zei­ti­ge Behand­lung von Angst­stö­run­gen redu­ziert das Risi­ko für kogni­ti­ve Erkran­kun­gen wie Demenz.

Quellen

Agni­ho­try H, Paul M, Sand­hu JS. Biofeedback approach in the tre­at­ment of gene­ra­li­zed anxie­ty dis­or­der. Iran J Psych­ia­try. 2007;2:90-95. 

Ávila-Vil­la­nue­va M, Gómez-Ramí­rez J, Maes­tú F, Vene­ro C, Ávila J and Fernán­dez-Bláz­quez MA (2020) The Role of Chro­nic Stress as a Trig­ger for the Alz­hei­mer Dise­a­se Con­ti­nu­um. Front. Aging Neu­ro­sci. 12:561504. doi: 10.3389/fnagi.2020.561504

Topi­wa­la A, Nichols TE, Wil­liams LZJ, et al. Telo­me­re length and brain ima­ging phe­no­ty­pes in UK Bio­bank. PLOS ONE 2023;18. doi:10.1371/journal.pone.0282363

Baez-Lugo, Sebas­ti­an, et al. “Expo­sure to nega­ti­ve socio-emo­tio­nal events indu­ces sus­tained altera­ti­on of res­t­ing-sta­te brain net­works in older adults.” Natu­re Aging, 12 Janu­ary 2023.