Macht Angst dement?
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass anhaltende Angstzustände im frühen Lebensverlauf das Risiko für kognitive Erkrankungen im Alter erhöhen. Angst tritt auch häufig als Begleitsymptom verschiedener Demenzarten auf und kann eine direkte Ursache von Demenz sein.
Angststörungen gehören zu den weltweit am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen. Millionen von Menschen leiden unter anhaltenden Ängsten, doch nur wenige werden wirksam behandelt. Viele Betroffene leiden unter erheblichen Konsequenzen und kognitive Einschränkungen.
Wann wird Angst zur Angststörung?
Eine generalisierte Angststörung äußert sich durch konstante, übermäßige Sorgen, die oft nicht im Verhältnis zur realen Situation stehen. Im Gegensatz zu kurzfristigen Stressreaktionen und Ängsten bleibt die Angst dauerhaft bestehen und beeinträchtig das Leben erheblich.
Typische Anzeichen einer Angststörung sind:
- Schlafstörungen
- Herzklopfen
- Panik
- Konzentrationsstörungen
- Schwindel
Unbehandelt kann chronische Angst sowohl zu psychischen als auch körperlichen Erkrankungen, wie Depressionen, Suchterkrankungen und erhöhter Infektanfälligkeit führen.
Demenz: Entstehung und Risikofaktoren
Demenz ist eine schwerwiegende kognitive Erkrankung, die das Gedächtnis und das Denken, sowie geistige Funktionen beeinträchtigt. Neben der häufigsten Form, Alzheimer, gibt es weitere Varianten wie vaskuläre Demenz, frontotemporale Demenz oder durch Alkoholmissbrauch ausgelöste Demenz.
Wie wirkt sich Angst auf das Gehirn aus?
Langfristige Angstbelastung kann strukturelle Veränderungen im Gehirn hervorrufen. Besonders betroffen sind Regionen, die für Gedächtnis und Emotionen zuständig sind, wie der Hippocampus und der präfrontale Kortex. Durch den Einfluss von Stresshormonen reduziert sich die Gehirnsubstanz. Eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung im Jahr 2022, die knapp 30.000 Probanden analysierte, bestätigte einen deutlichen Zusammenhang zwischen stark ausgeprägter Angst und der späteren Entwicklung von Demenz. Die Forscher kamen zum Ergebnis, dass Menschen mit anhaltender Angststörung ein höheres Risiko haben in den folgenden zehn Jahren kognitive Erkrankungen zu entwickeln. Es wird davon ausgegangen, dass langanhaltende Angst den Alterungsprozess auf zellulärer Ebene beschleunigt und somit das Demenzrisiko verstärkt.
Wie kann man sich schützen?
Folgende Maßnahmen wirken sich positiv auf die mentale Gesundheit aus:
- Neurofeedback und Biofeedback: Regulierung psycho- und neurophysiologischer belastungsbedingter Gehirnfunktionsstörungen
- Verbesserung von Ernährungsgewohnheiten: Koffein und stark verarbeitete Lebensmittel wirken Angst verstärkend, während Nahrungsmittel wie grüner Tee oder magnesiumreiche Speisen beruhigend wirken.
- Atemfunktionstraining im Baroreflexrhythmus
- geeignete Supplementierung von Nahrungsergänzungsmittel aufgrund ärztlicher Verordnung
- gesunde Bewegung: moderate Bewegung, wie Yoga, Pilates, Gehen, Wandern und Sport
- gesunder Schlaf: schlaffördernde Maßnahmen, Schlafhygiene
- aktive Regeneration mittels klassischer Entspannungstechniken
Angststörungen sind nicht nur eine psychische Belastung, sondern ein Risikofaktor für Demenz-Erkrankungen. Es ist daher ratsam, frühzeitig professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen und gezielt Maßnahmen zur Angstbewältigung zu ergreifen.
Kann man Demenz vorbeugen oder behandeln?
Neurofeedback ist eine verhaltensmedizinische Methode zur Behandlung von Angststörungen und Demenz. Unterschiedliche Neurofeedback-Therapien regulieren ursächliche neuronale Fehlfunktionen:
- Alpha-Asymmetrie-Neurofeedback: Angststörungen stehen häufig in Zusammenhang mit einerHypoaktivierung des linken präfrontalen Kortex, die zu einer verstärkten negativen emotionalen Verarbeitung führt. Das Alpha-Asymmetrie Neurofeedback zielt darauf ab, das Ungleichgewicht der Alpha-Aktivität zwischen den Gehirnhälften Diese neuronale Regulation führt zu einer positiveren Stimmung und einer Verringerung von Angstsymptomen.
- SCP-Training (Slow Cortical Potentials Training): Das Neurofeedback derlangsamen kortikalen Potentiale reguliert neuronale Erregung und Hemmung. Die Dysregulierung der langsamen kortikalen Potentiale führt zu psychischen Störungen und Angststörungen. Betroffene lernen, ihre neuronale Aktivität zu kontrollieren, um ihre emotionalen Reaktionen zu regulieren und kognitiven Funktionen zu verbessern.
- Biofeedback: Neben Neurofeedback werden auchBiofeedback-Methoden zur Sympathikusreduktion, Aktivierung des Parasympathikus, Reduktion des Muskeltonus und Erhöhung der Herzratenvariabilität eigesetzt.
Die frühzeitige Behandlung von Angststörungen reduziert das Risiko für kognitive Erkrankungen wie Demenz.
Quellen
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