Neuron-Therapie bei Schlafstörungen

12. Dezember 2023

Schlafstörungen: chronisches Schlafdefizit, Einschlafstörung, Durchschlafstörung, schlechte Schlafqualität

Stel­len Sie sich vor, Sie wären Ihr Gehirn:

Sie wer­den täg­lich zu einem Zir­kel­trai­ning zwi­schen Han­dy, PC, Lap­top, Tablet und Smart­watch gezwun­gen. Ein rasan­ter Mul­ti­tas­king-Wett­kampf der Infor­ma­ti­ons­auf­nah­me und Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung unter Blau­licht. Geblen­det und ange­spannt ver­su­chen Sie, alle Fähig­kei­ten abzu­ru­fen, die Sie besit­zen, um Ihr Bes­tes zu geben. Sie erhö­hen den Mus­kel­to­nus, die Herz­fre­quenz und den Blut­druck. Sie schüt­ten Nor­ad­re­na­lin, Adre­na­lin und Kor­ti­sol aus und unter­drü­cken das Schlaf­hor­mon Mela­to­nin, um nicht zu ermü­den. Das Blau­licht unter­stützt Sie dabei und schwächt gleich­zei­tig die Schlaf­spin­deln. Zudem pro­du­zie­ren Sie vor­sichts­hal­ber mehr Blut­zu­cker und Blut­fett, um die Mus­keln mit Ener­gie zu ver­sor­gen. Es geht schließ­lich gera­de ums Über­le­ben, nicht um lang­fris­ti­ge Gesund­heit. Lei­der schal­tet sich dabei das Zen­tral­hirn ab … die­se Pan­ne lässt sich nicht ver­mei­den, das pas­siert auto­ma­tisch. Sie sind eigent­lich nicht mul­ti­tas­king­fä­hig, aber sie müs­sen die­sen Wett­kampf trotz­dem bestrei­ten. Sie hof­fen auf Kof­fe­in, Niko­tin, Alko­hol oder ande­re Ner­ven­gif­te und Zucker-Doping, das kurz­fris­tig hilft und Lin­de­rung verschafft.

Abpfiff! End­lich, Sie haben es geschafft und lan­den vor dem Fern­se­her mit dem Handy.

Nur noch zwei Informations- und Blaulichtquellen und dann wird geschlafen!

Jetzt sol­len Sie von 100 auf 0 schal­ten, aber das geht nicht. Der Abbau der Hor­mo­ne und Ner­ven­gif­te, der erhöh­te Mus­kel­to­nus, die vom Blau­licht beschä­dig­ten Schlaf­spin­deln las­sen Sie nicht zur Ruhe kom­men. Sie wis­sen schon, was auf Sie zukommt und befürch­ten, nicht gut schla­fen zu kön­nen. Gedan­ken, die Sie nicht abschal­ten kön­nen, beschäf­ti­gen Sie und hal­ten Sie wach. Viel­leicht schla­fen Sie end­lich erschöpft ein, wer­den aber wie­der wach und kön­nen dann erst recht nicht wie­der ein­schla­fen. Die Angst davor nicht (wie­der) ein­schla­fen zu kön­nen, hält Sie wach. Sie wis­sen, dass Sie Schlaf brau­chen, um zu rege­ne­rie­ren und für den mor­gi­gen Wett­kampf wie­der fit zu sein. Viel­leicht hilft ein Schlaf­mit­tel, damit Sie die Nacht überstehen?

Doping und Medikamente behandeln lediglich Symptome, die Ursachen der Schlafstörung bleiben aber bestehen

Haben sich Schlaf­pro­ble­me ein­ge­stellt, ist es wich­tig, her­aus­zu­fin­den, was das Gehirn über­ak­ti­viert. Es ist z. B. Anfor­de­run­gen wie Infor­ma­ti­ons­über­flu­tung, Zeit­druck, Leis­tungs­druck und Mul­ti­tas­king nicht gewach­sen. Dafür ist es nicht geschaf­fen. Es kann die­se Über­ak­ti­vie­rung nicht mehr selbst abbau­en und ver­liert sei­ne Selbst­re­ge­ne­ra­ti­ons­fä­hig­keit. Ohne geziel­te, wirk­sa­me, zusätz­li­che Rege­ne­ra­ti­ons­maß­nah­men kommt es schluss­end­lich zur Über­las­tung und dadurch zu belas­tungs­be­ding­ten Gehirn­funk­ti­ons­stö­run­gen, die unter ande­rem Schlaf­stö­run­gen ver­ur­sa­chen. Medi­ka­men­tö­se The­ra­pien behan­deln ledig­lich mehr oder weni­ger wir­kungs­voll die Schlaf­stö­rung, nicht aber die Ursa­chen. Von Medi­ka­men­ten lernt das Gehirn nichts, und sie funk­tio­nie­ren sel­ten lang­fris­tig. Auf die Neben­wir­kun­gen kann man sich lei­der meis­tens verlassen.

Die Neuron-Therapie bei Schlafstörungen beinhaltet:

  • medi­zin­tech­ni­sche Tages- und Schlaf­ana­ly­se der Vital­funk­tio­nen (Kör­per­tem­pe­ra­tur, Herz­fre­quenz usw.), Licht­quel­len (Blau­licht, UV-Licht usw.)
  • indi­vi­du­el­le Schlafhygiene
  • indi­vi­du­el­les Biofeedback Atem­funk­ti­ons­trai­ning im Baro-Reflex-Rhyth­mus u. a.
  • indi­vi­du­el­les Training der Akti­ven Regeneration
  • Kom­bi­na­ti­ons­trai­ning der Atmung im Baro-Reflex-Rhyth­mus und dem Training der akti­ven Regeneration
  • Vagus­nerv­sti­mu­la­ti­on
  • Gehirn­strom­ana­ly­se und Neu­rofeed­back­the­ra­pie

Zie­le: Regu­lie­rung der Herz­fre­quenz, der Herz­ra­ten­va­ria­bi­li­tät, des Blut­drucks und der Mus­kel­ak­ti­vi­tä­ten, des Ner­vus Vagus, sowie die Regu­lie­rung von belas­tungs­be­ding­ten Gehirnfehlfunktionen

Unterschätzte Schlafräuber

Sport­li­che Akti­vi­tä­ten sind ein wich­ti­ger kör­per­li­cher Aus­gleich für Schreib­tisch­tä­tig­kei­ten, akti­vie­ren das Gehirn aber zusätz­lich (beson­ders spät abends). Erfolgt die sport­li­che Betä­ti­gung unge­plant bzw. unge­steu­ert, führt sie oft zu zusätz­li­chem Stress. Die Balan­ce zwi­schen der, durch Sport her­bei­ge­führ­ten Akti­vie­rung des Gehirns, und der erfor­der­li­chen Regeneration soll­te mit­tels Atmung im Baro-Reflex-Rhyth­mus und gleich­zei­ti­ger, ergän­zen­der Akti­ver Regeneration wie­der her­ge­stellt wer­den. Hier­für eig­nen sich z.B:

  • 40-60 Min. bei max. 120 Puls­fre­quenz: z B. Gehen, Lau­fen, Rad­fah­ren, Spa­zie­ren gehen)
  • oder 40-60 Min. sta­ti­sches Deh­nen (PNF-Metho­de)
  • oder 40-60 Min. Fas­zi­en­ar­beit mit z. B. Rol­len oder Bäl­len, 2-3 Min. für gro­ße Mus­kel­grup­pen, 1-2 Min. für klei­ne Muskelgruppen

Lebensumstände und Gewohnheiten führen häufig dazu, dass wir uns stressen, um uns anschließend zu entspannen.

Ein beson­ders schlech­tes Bei­spiel dafür ist der geplan­te Som­mer­ur­laub. Vor­her Stress, um alles zu erle­di­gen. Dann fix und fer­tig in den Urlaub. Danach Stress, um alles auf­zu­ar­bei­ten und Lau­fen­des zu erle­di­gen. Dann fix und fer­tig ohne Urlaub. Wie­viel Regeneration der Urlaub tat­säch­lich bringt hängt von der Urlaubs­ge­stal­tung ab. Ist das Han­dy mit, redu­ziert sich jeden­falls die Qua­li­tät der Regeneration um ca. 50 Pro­zent. Das Gehirn bleibt wie gewohnt abruf­be­reit und wird mit Blau­licht bestrahlt. Wei­te­re gefähr­li­che Urlaubs-Rege­ne­ra­ti­ons­räu­ber sind Alko­hol oder ande­re Ner­ven­gif­te und Dro­gen, die Rück­rei­se und der anschlie­ßen­de, sofor­ti­ge Arbeitsbeginn.

Es ist ein Irr­glau­be, dass im Urlaub Regeneration auf Vor­rat getankt wer­den kann. Es gibt kei­nen kör­per­ei­ge­nen Tank für Regeneration. Sie fin­det nach der Akti­vie­rung von Kör­per und Gehirn sofort und aus­rei­chend statt, oder eben nicht. Unzu­rei­chen­de Regeneration im All­tag führt zu einem erhöh­ten Akti­vie­rungs­ni­veau, das sich mit jeder wei­te­ren Epi­so­de der Unter­re­ge­ne­ra­ti­on hochschaukelt.

Was regeneriert das Gehirn?

  • mode­ra­te Bewe­gung, wie Spa­zie­ren­ge­hen, Yoga, Aktive Regeneration (sie­he oben), Atemfunktionsübungen
  • posi­ti­ve Gedan­ken, Entspannungstechniken
  • aus­rei­chen­der Schlaf mit guter Schlafqualität
  • gesun­de Ernährung

Was aktiviert das Gehirn? Alle anderen Aktivitäten aktivieren!

  • Arbeit, Ler­nen, Prüfungen
  • Zeit­druck, Leistungsdruck
  • Mul­ti­tas­king
  • Han­dy, Smart­watch, Lap­top, Tablet, PC
  • Blau­licht
  • Schmer­zen
  • nega­ti­ve Gedanken
  • Sor­gen, Pro­ble­me, Konflikte
  • Inten­si­ver Sport mit gleich­zei­tig lan­ger Dauer

Vorsicht! Koffein ist eine Droge!

Kof­fe­in blo­ckiert Ade­no­sin-Rezep­to­ren und ver­hin­dert, dass Ade­no­sin müde macht. Es ver­mit­telt das Gefühl, wacher und auf­merk­sa­mer zu sein. Das kann kurz­fris­tig hilf­reich, aber auch pro­ble­ma­tisch sein. Durch die Ade­no­sin-Blo­cka­de wird die neu­ro­na­len Akti­vie­rung des Ein­schla­fens unwahr­schein­li­cher. Das Pro­blem von Kof­fe­in ist sei­ne lan­ge Halb­werts­zeit. Der Kör­per benö­tigt zum Abbau von 50 % Kof­fe­in min­des­tens 5 Stun­den. Bei 100 mg Kof­fe­in (klei­ne Kaf­fee­tas­se) ver­blei­ben nach 5 Stun­den immer noch 50 mg im Blut­kreis­lauf, nach wei­te­ren 5 Stun­den 25 mg, nach 15 Stun­den 12,5 mg usw. Wie­viel und wie spät Kaf­fee kon­su­miert wer­den kann, ohne Schlaf­stö­run­gen her­bei­zu­füh­ren, hängt von indi­vi­du­el­len Fak­to­ren ab, wie z. B. Gene­tik, Alter, Schwan­ger­schaft, usw. Zuneh­men­des Alter und Schwan­ger­schaft ver­län­gern die Halb­werts­zeit die­ser Droge.

Gut einschlafen und durchschlafen: Schlafhygiene

Ritua­le vor dem Schla­fen­ge­hen stim­men das Gehirn auf den Schlaf ein. Wich­tig dabei sind fixe Schla­fens­zei­ten und ein ste­ti­ger, sich wie­der­ho­len­der Ablauf von Essens­zei­ten, mode­ra­ter Bewe­gung, Medi­ta­ti­on, Lesen oder ande­ren ent­span­nen­den Tätig­kei­ten. Leicht ver­dau­li­che Abend­mahl­zei­ten und gerin­ge Flüs­sig­keits­zu­fuhr zwei bis drei Stun­den vor dem Schla­fen­ge­hen las­sen auch Magen, Nie­ren und Bla­se zur Ruhe kom­men. Frü­he Ein­schlaf­zei­ten (vor Mit­ter­nacht) ver­bes­sern die Schlaf­qua­li­tät, da der Mela­ton­in­spie­gel mit zuneh­men­der Abend­zeit wie­der absinkt.

 

Mag. Ange­li­ka Jaksch, MAS

Micha­el Rirsch, MSc

Team Neu­ron