Das Zusammenspiel vieler aktiver Nervenzellen bewirkt elektrische Potentialschwankungen, die durch ein EEG abgeleitet werden können.
Studien zeigen, dass bei einer AD(H)S biologische Veränderungen im Gehirn – speziell im Gehirnwellenmuster der Gehirnstromaktivitäten – vorliegen. Dabei sind die langsamen Theta-Wellen, die normalerweise bei tiefer Entspannung und einem schläfrigen Wachzustand vorkommen, zu stark ausgeprägt. Gleichzeitig sind die schnellen Beta-Wellen, die bei konzentrierter geistiger oder körperlicher Aktivität und einem aufmerksamen Wachzustand vorkommen, vermindert. Diese Veränderungen neuronaler Prozesse zeigen sich ursächlich für das Symptombild der AD(H)S. Die neuronale Erregung und Hemmung ist dysreguliert.
Diese psychophysiologischen und neurophysiologischen Fehlfunktionen führen zu Aufmerksamkeitsstörungen, die soziale, schulische, berufliche und sportliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Neurofeedback Therapien zielen darauf ab dysfunktionale Gehirnaktivitäten zu regulieren. Dabei werden Gehirnstromaktivitäten mit hochspezialisierten Messsystemen erfasst, analysiert, visualisiert und kontrollierbar gemacht. KlientInnen bzw. PatientInnen erlernen, ihre Gehirnaktivitäten zu beeinflussen, um ihre Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit zu steigern.
Biofeedback und Neurofeedback Therapien sind vielfältig und richten sich nach den individuellen Beschwerden und Begleitsymptomen.
Neurofeedback bei AD(H)S hoch wirksam
Mittlerweile hat sich eine Vielzahl an Studien mit BIOFEEDBACK und NEUROFEEDBACK bei AD(H)S beschäftigt. Dabei findet sich laut Yucha und Montgomery (2008) die Wirksamkeit von Neurofeedback für ADHS auf Stufe 5: „ hoch wirksam und spezifisch “. Diese Bewertung wurde vom Vorstand der American Association for Applied Psychophysiology and Biofeedback (AAPB) und der International Society for Neurofeedback and Neurotherapy (ISNR) angenommen.
NEUROFEEDBACK ist eine verhaltensmedizinische Methode, bei der mittels medizintechnischen Geräten die Gehirnstromaktivitäten durch ein Elektroenzephalogramm (EEG) kontinuierlich gemessen und den KlientInnen bzw. PatientInnen graphisch über einen Monitor rückgemeldet werden. Diese Gehirnstromaktivitäten repräsentieren die Aktivität verschiedener Bereiche im Gehirn.
Das Prinzip des NEUROFEEDBACKS bei AD(H)S beruht auf der aktiven Beeinflussung abweichender Gehirnstromaktivitäten. Diese Methode wird bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit AD(H)S seit 1970 untersucht und seit über 50 Jahren erfolgreich angewandt (Universität Tübingen u. a.).
Mittels NEUROFEEDBACK können Aufmerksamkeitsdefizite und Konzentrationsstörungen nachhaltig behandeln werden.
Ablauf und Ziele des Neurofeedback Trainings:
Beim NEUROFEEDBACK Training werden die Gehirnstromaktivität durch ein EEG abgeleitet und in Form von typischen Wellen- und Frequenzmustern erfasst. Um die Gehirnstromaktivität ableiten zu können, müssen Sensoren (Elektroden) auf der Kopfhaut angebracht werden. Das Anbringen der Elektroden auf der Hautoberfläche ist schmerzfrei. Um einen Kontakt zwischen der Kopfhaut und der Elektrode herzustellen, werden diese mit einem abwaschbaren und auskämmbaren Gel befüllt. Über die Elektroden wird die elektrische Aktivität der oberflächennahen Bereiche des Gehirns gemessen. Das Vorgehen verursacht keinerlei Nebenwirkungen. Die gemessenen Daten werden an einen Computer gesendet, der sie auswertet und die Gehirnstromaktivität auf einem Computerbildschirm zurückgemeldet. Dabei wird die an sich nicht wahrnehmbare Gehirnaktivität sichtbar gemacht.
Im Rahmen des Neurofeedback Trainings lernen die KlientInnen bzw. PatientInnen, die dargestellten Gehirnstromaktivitäten aktiv zu beeinflussen und zu verändern. Wenn dies gelingt, wird eine positive Rückmeldung (z.B. in Form eines Smileys) 😊 auf dem Computerbildschirm angezeigt (operante Konditionierung).
Ziel der Neurofeedback-Therapie ist, dass die gelernte Strategie später auch ohne EEG-Rückmeldung im Alltag automatisch eingesetzt wird, um die Regulation der neuronalen Fehlfunktionen zu forcieren und zu erhalten.