Was ist ADHS? Was ist ADS (ADD)?
ADHS ist eine Aufmerksamkeitsstörung, die mit Hyperaktivität einhergeht. Betroffene Kinder und Erwachsene leiden unter Konzentrationsstörungen Lernstörungen und Leistungsstörungen, sowie Hyperaktivität. Sie werden als sprunghaft, impulsiv, kopflos, überaktiv und aufgedreht wahrgenommen. Besonders bei Anforderungen und Aufgaben, die sie gegen ihren Willen erfüllen müssen, zeigen sich mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Impulskontrolle. Körperliche und geistige Unruhe blockieren, Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung. Aktives Zuhören, aufmerksames und anhaltendes Mitarbeiten und das Abrufen von Erlerntem, sind Betroffenen nur eingeschränkt möglich. Nicht nur ihr Bildungsweg, sondern auch ihre sozialen Beziehungen sind ein Spießrutenlauf zwischen Ermahnungen und Drohungen (auf Ausschluss).
ADS (ADD) Betroffene, leiden nicht unter Hyperaktivität. Darum werden sie oft verkannt und als unintelligent abgestempelt. Sie stören nicht sondern leiden still unter ihrer eingeschränkten Lernfähigkeit, Leistungsfähigkeit und Erschöpfung. Ihr Selbstwert ist noch geringer als bei ADHS Betroffenen und sie neigen häufig zu selbstverletzendem Verhalten.
Bereits im Kindesalter erleben Betroffene enormen Druck, da sie weder den eigenen Erwartungen noch jenen der Familie, Freunde und MitschülerInnen entsprechen können. Dadurch verschlimmert sich die Symptomatik zusätzlich. Häufig zeigt sich dies durch Bettnässen, Nägel beißen, Angstträume und Aggressionen. In manchen Fällen legt sich die Hyperaktivität im Erwachsenalter doch die eingeschränkte Konzentrations-, Lern- und Leistungsfähigkeit bleibt bestehen.
Spätfolgen von ADHS und ADS in der Adoleszenz (Erwachsenenalter) sind soziale Probleme und Rückzug bis hin zu Depression und Burnout.
Sowohl bei ADHS als auch bei ADS liegen entweder Entwicklungsverzögerungen des Gehirns und/oder neuronale Fehlfunktionen aufgrund psychischer oder physischer Traumen (Verletzungen) vor. Toxische Substanzen (wie Suchtmittel, Drogen, u. a. Giftstoffe) können das Gehirn ebenfalls schädigen. ADHS und ADS können zudem erblich bedingt sein. Weitere nicht zu unterschätzende Ursachen sind Informationsquellen, wie Handy, Internet und soziale Netzwerke, die auf permanente Reaktionsbereitschaft und kurzfristige Informationsaufnahme- und Übermittlung ausgelegt sind. Diese Kommunikationsinstrumente, sowie Computerspiele fördern nicht nur das Suchtverhalten, sondern konterkarieren auch die Selbstregulationsfähigkeit neuronaler Erregung und Hemmung des Gehirns.
Seit 1970-iger Jahren widmet sich insbesondere die Universität Tübingen der Defizite in der zentralnervösen Erregungsregulation bei AD(H)S, die zu vermehrten langsamen Frequenzen (oszillatorische Aktivitäten) und Untererregung bei der Verarbeitung von Reizen (ereigniskorrelierte Potentiale) führen.
Diesen Forschungsergebnissen ist es zu verdanken, dass es seit über 20 Jahren möglich ist ADHS und ADS mit dem Neurofeedbacktraining der langsamen kortikalen Potentiale (slow cortical potentials) erfolgreich und ohne Nebenwirkungen zu behandeln[1]. Medikamentöse Therapien bei AD(H)S lindern in manchen Fällen die Symptome, die mangelnde Selbstregulationsfähigkeit bleibt aber bestehen.
Das Neurofeedbacktraining der langsamen kortikale Potentiale (SCP-Training) wird zur reguliert die neuronaler Erregung und Hemmung, die bei ADHS und ADS gestört ist, eingesetzt.
SCP´s slow cortical potentials (langsame kortikale Potentiale) sind ein, in Echtzeit bei 0,5 Hz gemessenes, Resultat des labilen Gleichgewichts zwischen Erregungsaktivität (Negativierung) und Hemmungsaktivität (Positivierung). Ziel des SCP-Trainings ist das bewusste Herbeiführen neuronaler Erregung (Aufmerksamkeit) oder Hemmung (Entspannung), um die Verarbeitung von Informationen in den entsprechenden Netzwerken des Gehirns zu forcieren. Dabei lernen Betroffene mit Hilfe von Echtzeitfeedback ihr Gehirn willentlich zu steuern und das Aktivierungsniveau bei der Verarbeitung von Reizen zu steigern oder zu verringern.
Ein Beispiel für mangelnde eingeschränkte Selbstregulation neuronaler Erregung und Hemmung:
Im Vergleich ein Beispiel mit normaler Selbstregulation neuronaler Erregung und Hemmung:
Neuronale Selbstregulation ist u. a. erforderlich dafür:
- Aufmerksamkeit aufzubringen und diese zu halten
- sich bei emotionaler Erregung und Belastung wieder zu beruhigen
- Frustrationen zu tolerieren
- nach schwierigen Situationen Stress abzubauen und sich zu entspannen
- Impulse bewusst wahrzunehmen, zu kontrollieren und angemessen zu reagieren
- zwischen Reiz und Reaktion zu unterbrechen
- Absichten zu verwirklichen und Ziele zu verfolgen
- soziale Kontakte positiv zu gestalten
Quellen:
[1] Efficacy of Neurofeedback Treatment in ADHD: the Effects on Inattention, Impulsivity and Hyperactivity: a Meta-Analysis, Ute Strehl et al. 2009
718 Kinder aus 15 Studien
Evidence-Based Practice in Biofeedback and Neurofeedback
Carolyn Yucha, Diol Montgomery